MIT KV Braunschweig spricht über ein "Wirtschaftswunder in Afrika".

Datum des Artikels 08.11.2016

Das Thema „Ein Wirtschaftswunder für Afrika?“ und der Referent: Domprediger a. D. Joachim Hempel, sorgten für einen vollen Saal beim 23. Wildessen des MIT-Kreisverbandes Braunschweig im Gasthaus „Grüner Jäger“ in Braunschweig-Riddagshausen.

Mit einem kritischen Blick auf wirtschaftspolitischen Leerlauf bei der Bundes-CDU begründete die Kreisvorsitzende, Sabine Campe, die Wahl des Themas vor dem Hintergrund der demografischen Herausforderungen, die in Zukunft zu bewältigen sind. Während die von der Bundes-MIT konzipierte Flexi-Rente bereits deutlich Wirksamkeit für den Fachkräftebedarf entfaltet, bleiben Zweifel, ob es gelingen wird, hier weitere Lücken mit Flüchtlingen zu schließen. Während zweifellos Kriegsverfolgte aufzunehmen und zu unterstützen sind, stellt sich angesichts der Flüchtlingswelle aus Afrika, einem großen und fruchtbaren Land, die Frage, ob und wie erreicht werden kann, dass die Menschen in Ihrer Heimat Perspektiven sehen und diese verfolgen und ob dies nicht insgesamt eine bessere Lösung ist.

Joachim Hempel, der sich seit mehr als 40 Jahren für Afrika engagiert, reflektierte über europäisches Engagement dort vor Ort. Ausgehend von der Frage, ob es zielführend war und ist, für Afrika immer „nur“ Geld zu sammeln und mildtätige Projekte zu verfolgen, schilderte er seine Sicht auf die heutige Lage dort am Beispiel Äthiopiens, Namibias und der Kapverden.

In Äthiopien hat sich die Zahl der Analphabeten großartig verringert, allerdings gibt es kaum Arbeitsmöglichkeiten für Qualifizierte, die folglich ins Ausland abwandern. Dank Investitionen der Schwellenländer, z. B. China und Indien, hatte Äthiopien 2015 das weltweit größte Wirtschaftswachstum (> 10 %). Der Bevölkerung vor Ort profitiert aber nicht genug, weil die Investoren, die auf vom Staat gepachteten Ländereien erzielten guten Ernteerträge zur Ernährung ihrer eigenen riesigen Bevölkerungen abtransportieren. Ein wirksames Projekt könnte sein, die deutsche duale Ausbildung mit ihren Qualitätsstandards in Äthiopien einzuführen, so Hempel, damit die Äthiopier nicht auf Investoren angewiesen wären, sondern ihr Land selbst aufbauen und besser bewirtschaften könnten.

Namibia, so Hempel weiter, sei ein beeindruckendes Beispiel, das verschiedenste Ethnien ein gutes Staatswesen bilden könnten. Eine Vielzahl unterschiedlicher Stämme mit mindestens fünf verschiedenen Sprachen und die Nachfolger der Kolonisatoren brächten ausgeglichene Staatshaushalte zustande. Allerdings habe man einen Deutschstämmigen zum Finanzminister gemacht. Im Gegenzug könnte man fragen, ob und wie der deutsche Staat profitieren würde, wenn es hier ein Kabinettsmitglied mit afrikanischen Wurzeln gäbe.

Die Kapverdischen Inseln hat Hempel als Beispiel gewählt vor dem Hintergrund der 2017 anstehenden Feierlichkeiten zum 500. Jahrestag der Reformation. Während das zentrale Europa sich im 16. Jahrhundert mit spirituellen Grundsatzfragen beschäftigte und zeitweise Bürgerkrieg herrschte, haben die Portugiesen zur gleichen Zeit von den Kapverden aus die Umsegelung Afrikas in Angriff genommen.

Die Kapverden sind ein kleiner Staat, dessen Bürger zum großen Teil im Ausland leben und arbeiten. Weil der Kapverdische Staat aber alle Bürger zur Staatsfinanzierung heranzieht, ist er neben Botswana der einzige afrikanische Staat, dem ein mittlerer Lebensstandard bescheinigt wird.

Nach Dank und Applaus mundeten Wildkraftbrühe und Hirschbraten hervorragend.

Wie üblich wurden beim Wildessen auch langjährige Mitglieder geehrt. Die Vorsitzende des MIT-Landesverbands Braunschweig, Sabine Kleinke, gratulierte und dankte Werner Hogrefe für 25-jährige MIT-Mitgliedschaft.