MIT Neustadt am Rübenberge – gelungener Jahresauftakt mit Dr. Antonia Rados

Datum des Artikels 26.01.2016

Rund 150 Teilnehmer konnte der Vorsitzende der MIT Neustadt am Rübenberge, Dr. Peter Gerhold, kürzlich im Schulzentrum Neustadt begrüßen.

Referentin war die Nahost-Expertin, Dr. Antonia Rados.

Dr. Gerhold unterstrich, dass Deutschland sehr viel in der Flüchtlingsfrage tue. „Davor brauchen wir uns nicht verstecken“, so Gerhold wörtlich. Es müsse darüber nachgedacht werden, dass niemand freiwillig seine Heimat verlasse.

Der Nahe Osten sei im Umbruch, so Dr. Antonia Rados. Italien habe im Laufe der Geschichte viele Schwierigkeiten gehabt und habe die Renaissance hervorgebracht. In der Schweiz dagegen sei es deutlich ruhiger gewesen. Aber immerhin habe man dort die Kuckucksuhr erfunden.

Mit seiner Bevölkerung von rund 250 Millionen Einwohnern sei der Nahe Osten flächenmäßig größer als Europa. Chaos und Unordnung gab es schon immer in der arabischen Welt. Gründe seien unter anderen eine zweimalige Invasion der Mongolen im 13. Jahrhundert. Allein der Iran habe fast 700 Jahre gebraucht, wieder die früheren Bevölkerungszahlen vorzuweisen.

In den Jahren 1999 und 2000 habe ein Stillstand in der arabischen Welt eingesetzt. Das habe eine hohe Arbeitslosenzahl ausgelöst. Eine Vermögensverteilung der Erdöleinnahmen fand kaum statt.

Ein „Weckruf“ sei durch die Anschläge vom 11. September 2001 in New York in der arabischen Welt erfolgt und habe den arabischen Frühling, der unter Begriffen Arbeit, Brot und Würde stand, ausgelöst. Ohne Internet, Satellitenfernsehen und Handykommunikation hätte es den arabischen Frühling nicht gegeben, so Rados.

Der Syrienkonflikt zeige, dass alte Rechnungen beglichen werden.

Zwei Drittel der Bevölkerung im Nahen Osten seien unter 30 Jahre alt. Die jungen Menschen flüchteten, da sie aufgrund ihrer körperlichen Konstitution in der Lage seien, die Strapazen zu überstehen. Im Übrigen wollten gerade die Jüngeren keinen Armeedienst absolvieren.

Der völlige Rückzug der USA aus dem Nahen Osten trage sein Übriges dazu bei und verschärfe die Situation. Ansätze einer Neuordnung des Nahen Ostens gebe es. Eine Schlüsselrolle nehmen dabei die Türkei und der Iran ein.

Rados fuhr fort mit Worten des Philosophen Heraklit, der sagte, dass der Schlüssel der Weltgeschichte im Nahen Osten liege.

Aus dem Zusammenbruch der arabischen Kultur sei eine asymetrische Kriegsführung mit Terror und dem Einsatz von Einzeltätern entstanden.

Rados schloss mit einem Zitat von Elias Canetti: „Der Moment des Überlebens sei der Moment der Macht“.