Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann bei der MIT Meppen

Datum des Artikels 16.10.2020

Corona hat die Gesellschaft erschüttert und die Wirtschaft in eine Rezession gestürzt. Welche Folgen hat die Krise speziell für mittelständische Unternehmen? Und welche Lehren lassen sich politisch daraus ziehen? Auf diese Fragen ging Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) bei seinem Besuch in Meppen ein.

Auf Einladung der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) Meppen machte Althusmann, der auch Vorsitzender der niedersächsischen Christdemokraten ist, auf seiner Sommertour durchs Land Station bei Kuipers Technologies im Ortsteil Hüntel aufmerksam. Dort versammelte sich die MIT – unter den derzeit üblichen Hygiene-Vorkehrungen – erstmals seit Ausbruch der Pandemie, um einen ersten Schritt zurück zur Normalität zu gehen, wie es Vorsitzender Reinhard Winter nannte.

 

Schauplatz des Treffens war die neue Halle des metallverarbeitenden Betriebs, durch die die Fläche des Bereichs Schweißen von 500 Quadratmeter auf 4500 Quadratmeter gewachsen ist.

 

Das Familienunternehmen in vierter Generation setzt damit seinen Expansionskurs fort. „Rückgrat und Herzstück der Wirtschaft in Deutschland ist der Mittelstand“, erklärte Althusmann der Versammlung.

 

In Niedersachsen machten mittelständische Unternehmen 48 Prozent der Wirtschaftsleistung, 68 Prozent der Beschäftigten und 84 Prozent der Auszubildenden aus. Die Corona-Krise jedoch habe Einschnitte von historischen Dimensionen mit sich gebracht: „Im Mai sind die Exporte um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.“ Allein in Niedersachsen hätten 90.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet, wovon 1,8 Millionen Beschäftigte betroffen seien. „Aber die Maßnahmen beginnen zu wirken“, so der Minister. Das zeige sich auch im Vergleich Deutschlands zum Rest der Welt: „Kein anderes Land ist bisher so glimpflich durch die Krise gekommen.“ Und kein Gesundheitssystem habe das Virus so im Griff wie das deutsche.

 

Eine Lehre, die man aus den Maßnahmen mitnehmen solle, lautet Althusmann zufolge: „Wir müssen schneller planen, schneller genehmigen.“ Darüber hinaus forderte er, eine Vorstellung zu entwickeln, „wo wir 2030 stehen wollen, welche Hightech-Agenda auf den Weg zu bringen ist“, jenseits der weiterhin bedeutenden Automobilindustrie.

 

Es gelte, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. „Ziel ist nicht die Rückkehr in die alten Zustände vor Corona, sondern ein Aufbruch mit Mut und Entschlossenheit.“ Auch wenn irgendwann Medikamente oder ein Impfstoff gegen das Coronavirus da seien, „werden wir mit einem gewissen Infektionsrisiko leben müssen“, sagte der CDU-Politiker, der dafür plädierte, „einen vorsichtigen Kurs zu fahren“, wenngleich die Wirtschaft auf Lockerungen dränge.

 

„Wir werden nicht jedes Unternehmen retten können“, räumte Althusmann ein. „Aber ich bin überzeugt, dass es eine starke Wirtschaft ist, die uns aus der Krise führen wird.“

 

Da die Sommertour des Ministers durch Niedersachsen den Fokus auf das Ehrenamt legte, kam auch dieses Thema bei der Versammlung in Hüntel zur Sprache. So zeichnete Althusmann die Nachbarschaftshilfe Meppen und dessen Vorsitzenden Franz Holtgreve aus. Laut Holtgreve zählt der 2017 gegründete Verein inzwischen 90 Engagierte und 730 Mitglieder.

 

In seinen Dankesworten zur Ehrung regte der Vorsitzende an, „über die Grundsätze von Sozialpolitik in Zeiten von Corona nachzudenken“. Er schlug vor, Menschen, die aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, wieder für ehrenamtliche Tätigkeiten zu aktivieren, gegebenenfalls über Aufwandsentschädigungen.

 

Holtgreve forderte zudem, die Seniorenpolitik auf den Prüfstand zu stellen. Dabei gelte es, die häusliche Pflege in den Vordergrund zu rücken und sich zu fragen, „ob große Senioreneinrichtungen für 300 bis 400 Menschen richtig sind“ oder ob nicht kleinere Einheiten, auch in den Dörfern, sinnvoller seien, die es den alten Leuten ermöglichen würden, in gewohnter Umgebung zu bleiben.

 

Fotos: Tim Gallandy