MIT KV Rotenburg – MIT-Neujahrsempfang mit Dr. Josef Schlarmann

Datum des Artikels 20.01.2020

Mit Dr. Josef Schlarmann hatte der Kreisvorsitzende der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Friedrich Michaelis, den ehemaligen Bundesvorsitzenden der Organisation zum Neujahrsempfang eingeladen.

Von 2005 bis 2013 setzte sich der mittlerweile 80-Jährige für die Interessen des Mittelstandes in seiner Partei ein und wurde dabei zu einem der heftigsten parteiinternen Kritiker von Kanzlerin Angela Merkel. Am Sonntag hielt sich Schlarmann im Bremervörder "Haus am See" mit politischen Äußerungen zurück, sprach dafür ausführlich über die Zukunft des Mittelstandes aus seiner Sicht.

Wie bei einem Neujahrsempfang nicht unüblich, sparten die Redner in den Grußworten nicht mit Lob für den Gastgeber. Bremervördes Bürgermeister Detlev Fischer setzte das Kürzel MIT mit "mutig, ideenreich und tatkräftig" gleich, der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Marco Mohrmann sah den Mittelstand "als Synonym für all diejenigen, die dafür sorgen, dass wir Geld in unserem Land verteilen können." Friedrich Michaelis fügte ein Lob für die MIT hinzu: Sie bleibe die Stimme der Sozialen Marktwirtschaft.

Dass der Mittelstand jedoch mit ernsten Schwierigkeiten zu kämpfen habe, die auch im neuen Jahr bestehen blieben, machte der MIT- Kreisvorsitzende ebenfalls deutlich. Soziale Wohltaten würden ungehemmt ausgebaut, dringend notwendige Steuerreformen blieben dagegen aus, kritisierte der Hesedorfer. Neben einer überbordenden Bürokratie mache der Facharbeitermangel dem Mittelstand arg zu schaffen. Zum Konkurrenten werde die Industrie: Sie ziehe gut ausgebildete Mitarbeiter ab, indem sie Löhne zahlen, die im Dienstleistungssektor nicht zu zahlen seien, kritisierte Michaelis.

Noch drastischer charakterisierte Dr. Josef Schlarmann die Situation. Er sah den Mittelstand vom Facharbeitermangel existenziell betroffen, ohne geeignete Arbeitskräfte könne er nicht wachsen. Mit der Integration von Migranten sei dieses Problem nicht zu lösen. "Die Kultur der arabischen Länder ist nicht auf Facharbeiterschaft ausgerichtet", sagte der 80-Jährige.

Schlarmann streifte weitere Probleme wie die zunehmende Bürokratie, für die beispielhaft die neue Bon-Pflicht stehe, um dann aber auch auf Chancen für den Mittelstand hinzuweisen. Kunden würden sich in ihrer Kaufentscheidung oftmals am Preis orientieren. Da dabei kleinere Unternehmen gegenüber großen Firmen im Nachteil seien, müssten sie sich Märkte suchen, die besondere und exklusive Bedürfnisse erfüllten. Und dabei in Nischen stoßen, die für große Unternehmen uninteressant seien.

In seinem Exkurs über die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland zeigte sich Schlarmann verwundert, dass die Entwicklung trotz niedriger Zinsen vor sich hin "dümpelt". Er sah dies als Zeichen für Strukturprobleme, die nicht konjunkturbedingt seien. Die Firmen müssten ihre teilweise internen Probleme lösen und dafür nicht andere, wie den US-Präsidenten Donald Trump, verantwortlich machen.

Das Vertrauen in die Industrie, wie an den Aktienkursen ersichtlich, sei weiterhin hoch. In Sachen Digitalisierung seien deutsche Betriebe der ausländischen Konkurrenz überlegen. Das technische Know-how sei weiterhin in hohem Maße vorhanden.

Es fehle jedoch, machte Schlarmann einen Schlenker zur Politik, an politischer Unterstützung. Die Wirtschaftspolitik sei so schwach aufgestellt wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. Das Problem bleibe auch 2020: Es gebe viel zu viele Juristen in der Politik und zu wenig Ökonomen, stellte der ehemalige MIT- Bundesvorsitzende fest.

Als letzter Redner warb der CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann für alternative Kraftstoffe und für Stade als Standort des geplanten LNG-Terminals in Stade. Mit Blick auf bevorstehende Wahlen plädierte der Stader Politiker dafür, dass sich die CDU dem gesellschaftlichen Wandel öffne, aber nicht verbiegen lasse. Die Partei müsse weiter ein klares Wertegerüst aufweisen.

Die Grünen als möglicher Koalitionspartner spürten zunehmend, dass Gelder, die für die Umweltpolitik nötig sind, erwirtschaftet werden müssten, meinte Grundmann. Am Ende stand eine Prognose: Der Christdemokrat geht davon aus, dass im Jahr 2023 mit dem Bau der lang ersehnten Autobahn 20 begonnen wird.

Text und Foto: Rainer Klöfkorn

Mit einer Flasche Germelmann-Rum und der Empfehlung, beim Rumgrog auf Zucker als Zusatz zu verzichten, verabschiedete der MIT-Kreisvorsitzende Friedrich Michaelis (rechts) Dr. Josef Schlarmann, Ehrengast beim Neujahrsempfang in Bremervörde.