Wir lehnen das Öl- und Gasheizungsverbot ab dem 1.1.2024 als überhastet, inhaltlich unausgegoren und technisch einseitig ab. „Eine Klimawende kann man nur mit den Menschen umsetzen, nicht gegen sie“, betont der Vorsitzende der MIT Niedersachsen, Holger Bormann.
„Selbstverständlich ist es richtig und im Sinne des Klimaschutzes geboten, bei Neubauten auf CO₂-freie Heizungssysteme zu setzen“, stellt Bormann klar. In gut gedämmten Häusern versprechen Luft-Wärmepumpen gegenüber fossilen Heizungen einen Energie-Verbrauch im Verhältnis von etwa 1:3, bei Erdwärmepumpen kann das Verhältnis auch 1:5 erreichen. „Aber für Bestandsbauten praktisch ab sofort unterschiedslos auf einen Anteil der Erneuerbaren von 65% zu pochen, überfordert die Finanzkraft vieler Eigenheimbesitzer wie Handwerksbetriebe bei weitem,“ streicht der Landesvorsitzende heraus.
„Obwohl die 65% an Erneuerbaren mögliche technische Alternativen vorgaukeln, läuft es in der Praxis auf einen Zwangsaustausch der Heizung durch die kostspielige Installation einer Wärmepumpe hinaus“, ergänzt der Energie-Experte der MIT, Prof. Albrecht Stalmann. Die oben genannten Einsparungsfaktoren schmelzen dann schnell dahin, weil die fehlende Wärmeenergie wegen mangelnder Dämmung und wegen fehlender Eignung zum Einbau einer Fußbodenheizung mit strombetriebenen Zusatzheizstäben im Verhältnis 1:1 ergänzt werden muss. Weil Strom aber pro kWh etwa doppelt so teuer ist wie Erdgas, kann sich jeder Eigenheimbesitzer oder Werkstatteigner ausrechnen, wie seine Heizkostenrechnung aussehen wird.
Ziehen Eigner von Bestandsbauten eine aufwendige Dämmung und die Installation einer Fußbodenheizung dennoch in Betracht, haben derartige Investitionen insbesondere für Eigentümer von Altbauten, die vor 1970 erbaut wurden, in der Regel finanziell gravierende, wenn nicht vermögenszerstörende Folgen. Der erforderliche Umbau kann im Einzelfall schnell das Kosten-Niveau für Abriss und Neubau überschreiten, wobei die Kosten für eine Wärmepumpe noch gar nicht eingerechnet sind. Insbesondere bei Fachwerk- und denkmalgeschützten Häusern kommt nur eine doppelwandige Innen-Dämmung in Frage, wozu nur die wenigsten Immobilienbesitzer finanziell in der Lage sein dürften. „Dann steht der Eigentümer vor der Wahl zwischen Versteigerung oder Verfall seines Hauses. Die eilig versprochene, vollmundige staatliche Förderung von x % bekommt einen höhnischen Klang, wenn die restlichen Prozente den finanziellen Ruin bedeuten,“ stellt Stalmann unumwunden fest.
„Das ist eine Wärmewende mit der Brechstange, mit der wir uns volkswirtschaftlich verheben“, warnt Bormann eindringlich. Die MIT fordert die Ampel-Regierung auf, weniger brutale Maßnahmen zu ergreifen, die trotzdem zum gleichen Ergebnis führen.
Das sind insbesondere:
- Beimischung von Bio-Methan in die deutschen Erdgasnetze
- Beimischung von (grünem) Wasserstoff in die deutschen Erdgasnetze
Fast jede Erdgasheizung ist heute in der Lage, Biomethan und einen Anteil bis zu 20% an Wasserstoff zu verbrennen. Umgekehrt kann ein Elektrolyseur an fast jeder Quelle von Erneuerbaren angeschlossen werden, wo ohne Anfall teurer Netzentgelte grüner Wasserstoff an praktisch jeder beliebigen Stelle in das Erdgasnetz eingespeist werden kann. „Anders als immer behauptet, muss grüner Wasserstoff somit nicht teurer sein als Erdgas“, rechnet Stalmann vor. Irgendwann müsse der Staat die Erdgasversorgung ohnehin auf grünen Wasserstoff umstellen, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen. Dann kann er auch gleich damit anfangen, ohne vorher ein Vielfaches der Kosten den Eigenheimbesitzern aufzubürden.
„Die MIT in Niedersachsen will die Bundesregierung nicht daran hindern, im Verein mit den Netzbetreibern selbst festzulegen, bis wann sie welche Zumischungsquoten und die damit verbundenen CO₂-Einsparziele erreichen will“, fasst der MIT-Landesvorsitzende zusammen. „Dafür braucht sie nicht einmal ein neues Gesetz – es reicht der gesunde Menschenverstand.“
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