Liebe Mittelständler,
quasi jeden Tag, wenn wir die NOZ aufschlagen erscheint ein neuer Artikel über die Meyer Werft. Fast jeder Artikel beginnt mit der „Neuigkeit“, dass 2,8 Mrd. € an Finanzmitteln und 400 Mio. € an Eigenkapital fehlen. Die Gespräche, die die Meyer-Werft-Führung derzeit mit den Beteiligten führt, sind hoch sensibel und insofern sollte sich auch die Presse fragen, ob ihre Berichterstattung noch verantwortungsvoll ist und seriösen Journalismus darstellt.
Fragen Sie sich nur einmal, wie Sie, Ihre Familie und Ihre Mitarbeiter sich fühlen würden, wenn die Tageszeitung in dieser Form über Ihr Unternehmen berichtet!
Zur Sachlage der Meyer-Werft-Situation folgendes Statement:
1. Die Meyer-Werft war bis zur Pandemie ein erfolgreiches "Vorzeigeunternehmen“ der Maritimen Wirtschaft in Deutschland. Die Folgen der Pandemie haben offensichtlich zu negativen Ergebnissen in den Bilanzen geführt, die sich unweigerlich auf die Bonität der Meyer-Werft auswirken mussten. Dadurch können die Bankpartner ohne eine Veränderung des Finanzkonstrukts die Vorfinanzierung der Schiffe nicht mehr ohne Weiteres darstellen. Ein externes Gutachten zeigt aber auf, dass die Meyer-Werft wieder zur alten Stärke zurückfinden kann. Eine temporäre Hilfe des Staates ist daher absolut legitim und stellt keinen Einzelfall dar. Bei Wettbewerbern der Meyer-Werft in Europa sind ohnehin Staatsbeteiligungen vorhanden und über staatliche Unterstützungen von Wettbewerbern im Asiatischen Raum müssen wir gar nicht erst sprechen.
2. Die MIT ist grundsätzlich ein Verfechter der sozialen Marktwirtschaft. Subventionen sind daher immer auch kritisch zu betrachten. Gleichwohl sind sie – gezielt eingesetzt – sinnvoll, um Investitionsanreize, temporäre Hilfen oder eine Lenkungswirkung zu erreichen. Sofern es nicht gelingt, eine Lösung für eine Zukunft der Meyer-Werft zu erreichen, wird neben den Auswirkungen auf unsere Region auch der Verlust von maritimer Kompetenz in Deutschland zu beklagen sein.
3. Auch wenn das Thema Subventionen bei einigen Mittelständlern mit gemischten Gefühlen bewertet wird, so denke ich doch, dass der wirtschaftliche Mehrwert der Meyer-Werft im Gesamtkontext für die Region deutlich überwiegt. Die Wertschöpfung durch die Milliardenaufträgen hat der Kommune, dem Land und dem Bund seit Jahrzehnten erhebliche Steuereinnahmen eingebracht. Nicht nur die Meyer-Werft selbst, sondern auch die vielen Zulieferbetriebe, die Tourismus- und Gastronomiebranche und nicht zuletzt die Mitarbeiter haben diese Steuern gezahlt.
Die aktuellen Neubauaufträge für mehrere Mrd. € sind gute Nachrichten. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sind derzeit für alle Unternehmen schwer. Insofern können wir gute Nachrichten und erfolgreiche Unternehmen in diesem Land dringend gebrauchen.
Georg Gerdes
Vorsitzender der Mittelstandsunion Aschendorf-Hümmling (MIT)
Mitglied des Bundesvorstandes und des Präsidiums der Bundes-MIT
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