
Auf Initiative der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Harburg-Land (MIT) fand am vergangenen Freitag (29.7.22) eine Podiumsdiskussion mit dem niedersächsischen Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. Bernd Althusmann in Seevetal statt.
Das Interesse war groß. Trotz Urlaubszeit und bestem Freitag Feierabend Wetter nutzten fast 100 eingeladene Gäste aus regionaler Wirtschaft, Verwaltung und dem öffentlichen Leben die Veranstaltung auf dem Gelände der Firma Koopmann, um sich über die Chancen und Herausforderungen der Elektrifizierung des ÖPNV zu informieren.
Die Erwartungen der Zuhörer waren angesichts der bevorstehenden Energiekrise mit all ihren Auswirkungen groß und sie wurden nicht enttäuscht.
Minister Althusmann machte klar, welche Bedeutung das Thema „Energie“ insgesamt habe. „Strom ist nicht nur System relevant, Strom ist die Basis unserer gesamten Gesellschaft“.
Das die Mobilitätswende aus Sicht der Politik hohe Priorität habe sei zweifelsfrei. Allerdings stehe man durch die Energiekrise vor nie da gewesenen Herausforderungen was die Produktion und Herkunft des Stroms anginge. Darüber hinaus gehe es auch um infrastrukturelle Fragestellungen wie Energienetze und Speichermöglichkeiten für Strom. Im Bezug auf die Elektrifizierung des ÖPNV unterstützt das Wirtschaftsministerium mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen den Strukturwandel. So gibt es ein Pilotprojekt mit Wasserstoffzügen oder Zuschüsse bei der Anschaffung von E-Omnibussen.
Martin Frangen, Geschäftsführer der Koopmann Energie- und Elektrotechnik Hamburg GmbH berichtete über ein Projekt zur Elektrifizierung eines Busbetriebshofes in Hamburg: „Der Strombedarf eines Buses ist durch die klare Routenplanung und die vorhersehbare Auslastung sehr gut planbar. Die Reichweite eines Buses reicht je nach Modell mindestens für eine Schicht. Der ÖPNV ist daher absolut geeignet für die Elektrifizierung. Für ein Flächenland wie Niedersachsen spiele eine ausreichende Reichweite allerdings die entscheidende Rolle, wurde dagegengehalten.
Frank Gäfgen, Geschäftsführer Verkehr der Stadtwerke Münster sprach die positiven Aspekte der Emissionsreduktion an. „Lärm und Feinstaub konnten auf den Strecken mit E-Bus deutlich reduziert werden.“ Allerdings müsse man heute bereits Aspekte in der Planung berücksichtigen, die viele Unwägbarkeiten enthielten, was Entscheidungen auch manchmal nicht einfach mache.
Für Dr. Alexander Götz, stv. Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen e. V. kommt es darauf an, wie nachhaltig und schrittweise man die Elektrifizierung des ÖPNV und auch die Elektrifizierung des Individualverkehrs durchplant, damit es nicht zu Netzüberlastungen kommt, die dann zu einem Blackout führen können.
Apropos Netzstabilität: Die Tatsache, dass tausende zusätzlicher Radiatoren von Privathaushalten für den Winter gekauft würden, bereitet ihm und seinen Kollegen bei den Stadtwerken überall in Deutschland Sorge.
Einen Ausblick, wie für uns alle das „Tanken“ der Zukunft sein wird, lieferte Steffen Brümmer, Geschäftsführender Gesellschafter emutec GRID SYSTEMS. „Die heutigen Tankstellen werden 24/7 Erlebnisstandorte mit Ladesäulen und unsere Autos werden wir zukünftig auch beim Einkauf beim Discounter aufladen.“
Frank Thöle-Pries, Vorsitzender der MIT und Moderator der Veranstaltung fasste den Abend im Namen aller Besucher zusammen, indem er den hohen Sachverstand, argumentativen Tiefgang und Offenheit aller Podiumsteilnehmer lobte, die hohe Relevanz des Themas würdigte und zum Ausdruck brachte, dass uns alle im Bereich der Energiewende und der e-Mobilität in den kommenden Jahren noch viele Dinge erwarten, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.
Foto: v.l.n.r. Landrat Rainer Rempe, Minister Dr. Bernd Althusmann, Frank Thöle-Pries Vorsitzender MIT Harburg Land anlässlich des MIT Wirtschaftsforums am 29.7.2022
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