
Die Preisentwicklung auf den Rohstoffmärkten ist besorgniserregend. Das nahmen Heide Bergbauer-Hörig, Vorsitzende des MIT-Kreisverbands Diepholz, und der CDU-Kreisverbandsvorsitzende Axel Knoerig MdB zum Anlass, die damit verbundenen Sorgen in einer virtuellen Konferenz mit rund 40 Unternehmern am Montag, 31.5.2021, zu diskutieren. Zugeschaltet war auch Staatssekretärin Elisabeth Winkelmeier-Becker aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
„Für die Tonne verzinkte Bleche haben wir 2020 noch 600 Euro bezahlt, zu Jahresbeginn 900 Euro und jetzt liegt der Preis bei 3.000 Euro“, schilderte Thomas Roess von der Firma Roess natura Group die Lage. Der Maschinenbauer aus Twistringen, dessen 250 Mitarbeiter unter anderem Dränfilter und untererdige Bewässerungssystem für den Weltmarkt herstellen, sieht kaum Chancen, die Preise in dem Umfang an die Kunden weiterzugeben. Er sieht schon eine kleine Inflation und Rezession, die in der Öffentlichkeit und bei der Politik wegen der alles überlagernden Corona-Pandemie nicht wahrgenommen würden.
Von explodierenden Preisen sowohl bei Bauholz als auch bei Dämmstoffen berichtete der Baustoffhändler Philipp Leymannaus Sulingen. Zu den Preissteigerungen teils um 400 % in wenigen Monaten kämen auch noch Lieferengpässe. „Das macht Angst“, sagte der Kaufmann, der in 13 Filialen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen 550 Mitarbeiter beschäftigt.
„Mal fehlt Holz, mal fehlen Nägel“, klagte der Paletten-Fabrikant Oliver Böhm aus Siedenburg. Mangelnde Verlässlichkeit mache die Geschäfte unplanbar, zerstöre Markt und Partner.
Von mehreren Diskutanten wurden Land und Bund als größte Waldbesitzer aufgefordert, in den Markt einzugreifen. Auch über einen Exportstopp von Holz nach China und in die USA wurde diskutiert. Ein Teilnehmer meinte, man sollte vermehrt Borkenkäfer-Holz zu Bauholz verarbeiten. „Das setzt allerdings voraus, dass das Holz nicht in 3 Meter Länge geschnitten wird. Daraus kann man keine 4-Meter-Dachlatten herstellen, an denen es besonders mangelt.“
Staatssekretärin Winkelmeier-Becker geht davon aus, dass sich der Holzmarkt auf einem hohen Preisniveau bald beruhigt. Als Gründe für den hohen Preis nannte sie auch Borkenkäfer und Trockenheit in den vergangenen Jahren. Und dass in den USA und China nach Beendigung der Corona-Pandemie die Wirtschaft auf vollen Touren angelaufen sei. „Die kaufen das ganze Holz weg.“
„Die Knappheit bei Sand und Kies waren die Vorboten für dieses Thema“, ergänzte Dr. Thomas Gäckle, Rohstoffexperte im Ministerium. Probleme werde es in den nächsten Jahren auch bei Gips geben, der ein Nebenprodukt der Braunkohle sei. Naturgips allein könne die Nachfrage nicht decken.
MIT-Vorsitzende Heide Bergbauer-Hörig brachte zum Schluss des 90-Minuten-Talks die Hoffnung zum Ausdruck, dass es der Politik doch gelingen werde, dass junge Familien ihr Haus zu den geplanten 300.000 Euro bauen können und nicht 400.000 Euro zahlen müssen.
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